Zum Reichtum in der weltoffenen Stadt Köln

„Es gibt zu wenige Leute, die sich mit Reichtum beschäftigen.“ (Wolfgang Lauterbach)

In der Bundesrepublik werde zudem nur »wenig über Reichtum« gesprochen, dies verhindere einen »gesellschaftlichen Diskurs« über Verteilungsgerechtigkeit und die Macht der Superreichen.

Loic Wacquant in einem aktuellen Text in der Zeitschrift Sub Urban: „Die Menschen an der Spitze der Sozialordnung gestalten sowohl die materielle Realität als auch das Image ihres Ortes in der Stadt, während jene am unteren Ende zusehen müssen, wie ihr Raum und Ort weitestgehend durch externe Kräfte für sie bestimmt wird.“ Und damit das so bleibt wird soziales Leid geschaffen und alle sind aufgefordert sich damit zu beschäftigen. „Dieser ausschließliche Fokus offenbart eine naive Akzeptanz der von den Eliten konstruierten Lesart des Urbanen als Oberbegriff für die lästigen ‚sozialen Probleme‘ in und mit der Großstadt – eine Lesart, die von den Sozialwissenschaften viel zu häufig bestätigt statt infrage gestellt wird.“ (Wacquant). Wer wieviel in der und durch die Stadt verdient bleibt außen vor.

„Als Orte, an denen sich die gesellschaftlichen Widersprüche materialisieren, sind Städte aber zugleich und notwendigerweise auch Räume der Eliten und der Macht. Hinter den Strukturen und Mechanismen von Unterdrückung, Ausbeutung und Marginalisierung stehen die Interessen und gesellschafspolitische Positionen bestimmter, stabiler oder sich wandelnder Konstellationen mächtiger Akteure, Netzwerke und Gruppen. Besonders die Rolle ökonomisch und politisch mächtiger Akteure in Raumproduktionen wird bisher kaum untersucht.“

Obwohl das Bundesarbeitsministerium die Studie des Reichtumsforschers Wolfgang Lauterbach gefördert hatte, fehlten in der veröffentlichen Version bestimmte Passaen – und zwar darüber, ob Menschen mit mehr Geld einen stärkeren Einfluss auf politische Entscheidungen hagen, als Einkommensschwache.

Die reichsten Kölner

2017 lebten in Köln 374 Einkommensmillionäre (Als Einkommensmillionäre bezeichnet man Steuerpflichtige, die in einem Kalenderjahr Einkünfte von einer Million Euro oder mehr erzielt haben)

Die 10 reichsten Vermögensmillionäre in Köln (Zahlen von 2013)

(Die Erhebung der Vermögenssteuer ist seit1996 ausgesetzt)

1. Rolf Gerling, vormals Gerling-Versicherung, 950 Millionen Euro

2. Familie Mülhens, vormals 4711, 500 Millionen Euro

3. Künstler Gerhard Richter 450 Millionen Euro

4. und 5. Bernhard Greubel und Botho von Schwarzkopf aus der Zucker-Dynastie Pfeier & Langen mit jeweils einem Vermögen von 400 Millionen Euro

6. und 7. Die Familien Alfred Neven DuMont und Christian DuMont-Schütte die Eigentümer des Medienhauses DuMont Schauberg: je 350 Millionen Euro

8. Familie Imhoff, vormals Stollwerck, 300 Millionen Euro

9. Dirk Ströer von der Ströer Media AG: 300 Millionen Euro

10. Udo Müller, Ströer Media, 250 Millionen Euro

Die größten Arbeitgeber in Köln (1.2.2017)

1. Fordwerke: 18.000

2. Stadtwerke 12.430

3. Rewe 11.500

4. Uni Klinik 10.700

5. Lanxess 5.100

6. Axa 5077

7. Kliniken der Stadt Köln 4.500

8. WDR 3567

9. Sparkasse KölnBonn 3119

10. Kaufhof (gehört der kanadischen Hudson’s Bay Company (HBC): 3.000

Die großen Unternehmen des Stadtwerkekonzerns zahlten ihren Vorstandsvorsitzenden 2013:

Rheinenergie

Für den Vorstandsvorsitzenden der Rhein-Energie AG, Dieter Steinkamp, sind beispielsweise 792.700 Euro ausgewiesen.

KVB

Vorstandsvorsitzenden Jürgen Fenske: 391.700 Euro

Hafengesellschaft

Vorstandschefs Horst Leonhardt erhielt 338.000 Euro

Bäder

Bäder-Chef Berthold Schmitt erhielt trotz des Rekordverlustes von 18,9 Millionen Euro rund 13.000 Euro mehr als 2011 – insgesamt 233.800 Euro.

OB

Nach der offiziell anerkannten Besoldung stehen dem obersten Kölner Politiker und Verwaltungschef rund 150.000 Euro Brutto-Jahresgehalt zu –

Der Hauptgeschäftsführer der Kölner Industrie- und Handelskammer Ulf Reichardt erhält jährlich 380.000 Euro. Der Landesrechnungshof hat das kritisiert.

Schulden der Stadt

Köln hat als größte Stadt des Landes mit rund 4,9 Milliarden Euro den größten Schuldenberg angehäuft.

Wer verdient an der Schuldentilgung der Stadt Köln?

Geschichte

Hochgelobt und preisgekrönt ist das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus in Köln.

Die Rolle der Kölner Eliten für die Machtergreifung von Hitler kennen nur wenige.

Zwei Beispiele:

Kurt Neven DuMont

„Der Verlag schwenkte bereits Wochen vor der Machtergreifung – und damit deutlich früher als andere – auf nationalsozialistische Linie ein. Die Kölnische Illustrierte Zeitung druckte in der Neujahrsausgabe vom 1. Januar 1933 einen euphorischen Artikel über die faschistische Jugenderziehung in Italien, die Kölnische Zeitung titelte am gleichen Tag: „Auf Hitler kommt es an!“ und prognostizierte: „Das Jahr 1933 stellt Hitler vor die Entscheidung, ob er als vergötterter Führer und vielleicht auch als Märtyrer einer Glaubensgemeinschaft vor den Toren der Politik stehen bleiben will, oder ob er die Verantwortung zu tragen bereit ist, die positiven Kräfte seiner Bewegung in die Waagschale der praktischen Politik zu werfen. Im Interesse einer nationalen Festigung möchte man hoffen, daß Hitler den zweiten Weg findet.“
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Neven_DuMont

Kurt Freiherr von Schröder, 1933-1945 Präsident der Kölner Industrie- und Handelskammer:

„Von Schröder gehörte auch zum Studienkreis für Wirtschaftsfragen („Keppler-Kreis“), dem späteren Freundeskreis Reichsführer SS, und verwaltete das „Sonderkonto S“ seines Bankhauses, auf das die Mitglieder des Freundeskreises jährlich eine Million Reichsmark für Sonderaufgaben von Heinrich Himmler einzahlten. Mit Wilhelm Keppler organisierte er am 4. Januar 1933 eine Geheimbesprechung in seiner Villa (Stadtwaldgürtel 35) in Köln-Lindenthal[2], in der Hitler und Franz von Papen Vorbereitungen für eine Regierungsübernahme vereinbarten. Hitler wurde zu diesem Treffen von Wilhelm Keppler, Heinrich Himmler und Rudolf Heß begleitet. Bei dieser Zusammenkunft einigten sich Hitler und Papen darauf, die Regierung Kurt von Schleichers zu stürzen und gemeinsam eine Rechtskoalition Hitler-Hugenberg-Papen zu bilden.“  Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurt_Freiherr_von_Schr%C3%B6der

19.12.2017

Klaus Jünschke