Am 27.01.1997 berichtete der Spiegel in seiner Titelgeschichte, dass viele Polizeipräsidenten für die Abgabe von Heroin an die Süchtigen sind, auch Kölns damaliger Polizeipräsident Jürgen Roters zählte zu den Befürwortern:

„Junkie-Jogging zu betreiben belastet viele Polizisten. ‚Die Gruppe der Schwerstabhängigen, teilweise psychisch labil, HIVinfiziert, von einer Ecke zur anderen zu vertreiben, ohne Lösungsmöglichkeiten, weil sie weder für Methadon-Programme noch für Langzeittherapien zu gewinnen sind, führt zu großen Gewissenskonflikten bei unseren Kollegen auf der Straße‘, sagt der Kölner Polizeipräsident Roters.“
Jörn Foegen, damals Leiter der JVA Köln, im Dezember 1997 Interview mit Elisabeth Thelen und Ossi Helling für „rathaus ratlos“, der Zeitschrift der grünen Ratsfraktion: „Entscheidend ist, dass wir sagen, ein Drogenabhängiger ist krank. Dann frag ich mich, was soll der denn bei mir? Bin ich leitender Arzt oder bin ich Knastdirektor? Wenn die krank sind, dann muss ich ihnen das Medikament geben. Das ist im Moment die Droge. Ein Schweizer Versuch hat sogar gezeigt, dass es besser ist, gleich anständiges Heroin zu geben anstatt Methadon. Gäbe es das notwendige Suchtmittel unter ärztlicher Begleitung in anderer Form, dann hätten wir beides, den vernünftigen Umgang mit der Droge und das Infektionsproblem gelöst.“
Es hat dann nochmal 10 Jahre gedauert, bis der Bundestag 2008 Heroin als Medikament zugelassen hat. Allerdings so beschränkt, mit so vielen Auflagen, dass nur ein Bruchteil der Suchtkranken damit behandelt werden kann. So kommt es, dass in Köln in der Heroin-Substitution in der Lungengasse hinter dem Gesundheitsamt nur 50 – 70 Abhängige Diamorphin bekommen und vor der Gesundheitsamt auf dem Neumarkt weiter das verunreinigte Straßenheroin gehandelt wird. Für die Drogentoten als Folge gibt es keine Übernahme von Verantwortung durch die Politik.
Die letzten Jahre wurde Köln von einem „Gestaltungsbündnis“ aus Grünen, CDU und Volt regiert. Die Zahl der Drogentoten ist Jahr für Jahr gestiegen, nachzulesen in der Polizeilichen Kriminalstatistik. Dort kommen die Toten Drogengebraucher vor – nicht in den Kölner Medien, nicht in der politischen Diskussion um die Drogenscene auf dem Neumarkt.
Der Suchtexperte Daniel Deimel hat die Abgabe von Kokain an die Cracksüchtigen vorgeschlagen. Trotz der vielen Drogentoten verhallt das ungehört. Stattdessen wird das Elend der Süchtigen im Kommunalwahlkampf instrumentalisiert. CDU-Chef Petelkau fordert „die ganze Härte des Rechtsstaats“ gegen Dealer, ohne zu erklären, woher die Süchtigen, den Stoff bekommen sollen, den sie brauchen. Scheinheilig wird angefügt, dass den Süchtigen geholfen werden soll, sich von der Sucht zu befreien. Der Express feiert diese inkompetente law-and-order-Tiraden als „Klartext“, statt Polizei und Politik der unterlassenen Hilfeleistung anzuprangern und die Abgabe von den Drogen an die Süchtigen zu fordern.
6. August 2025
Klaus Jünschke