Laut Rundschau behauptet der Direktor des NS-Dok: „Durch die Stigmatisierung und den Begriff ,asozial‘ war es diesen Verfolgten im Gegensatz zu anderen Opfer-Gruppen nie möglich, eine gemeinsame Identität zu finden und sich politisch zu wehren.“
Richtig ist, dass 1946 Überlebende, ehemalige KZ-Gefangene mit dem schwarzen und dem grünen Winkel aus dem KZ Dachau den Verein „Die Vergessenen“ gründeten. Der Verein wurde von der US-Militärregierung verboten, weil sie davon ausging, dass die sogenannten „Asozialen“ und „Berufsverbrecher“ zu Recht im KZ waren. Die politischen Ex-Gefangenen halfen ihnen nicht.
https://www.die-verleugneten.de/chronologie/1945-2020-verleugnung/
Wie viele Bemühungen der vorgeblich Unorganisierbaren es seither gab Selbstorganisationen zu bilden, ist unerforscht. In Köln haben Obdachlose im besetzten Haus in der Markstraße sich „Obdachlose mit Zukunft“ genannt. Susanne Böhm hat die hoffnungsvollen Anfänge liebevoll dokumentiert: https://www.youtube.com/watch?v=BMX5AF22jCs
Durch die unterliebende Hilfeleistung der Stadt Köln und die dadurch überhandgenommen inneren Widersprüche ist das Projekt gescheitert. Die Initiativen und Verbände aus der Kölner Wohnungslosenhilfe halfen ihnen nicht.
In der Weimarer Republik gab es viel größere Anläufe zur Selbstorganisation
https://www.youtube.com/watch?v=arewrHQ_ioY
In Stuttgart wurde 2019 dem Vagabundenkongress von 1929 gedacht:
https://www.youtube.com/watch?v=rjDMdohkVBM
Gregor Gog hat 1927 die Bruderschaft der Vagabunden gegründet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_Gog
Als der Bundestag erklärte, dass niemand zu Recht in einem Konzentrationslager eingesperrt war, hat er „vergessen“ die Ursachen der Lebensumstände zu nennen und ihre Überwindung zu fordern, die Nazis veranlassten Menschen als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ zu bezeichnen. Und die soziale Ungleichheit nahm weiter ungehindert zu.
Der Stadt-Anzeiger veröffentlichte seinen Bericht über die anstehende Ausstellung auf der bunten Seite „Stadtleben“. Statt auf Seite 1 zu fragen und zu erklären „Weshalb werden Armut, Not und Unsicherheit eigentlich nie überwunden, wenn doch ein mächtiger Sozialstaat ihnen seit 150 Jahren den Kampf ansagt“ (Renate Dillmann/ Arian Schiffer-Nasserie: Der soziale Staat,. Über nützliche Armut und ihre Verwaltung. Hamburg 2018, S. 9)
8.Oktober 2025
Klaus Jünschke